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 | 23.10.2007 | 17:19 
L'Auberge FM4. Erfahrungsberichte zu eurem Auslandssemester aus allen Ecken - hauptsächlich - Europas.

 
 
L'Auberge: Spitzbergen
 
Name: Thomas Gölles

Heimatuniversität: Uni Graz
Gastuniversität: UNIS-Longyearbyen, Spitzbergen
Fach: Umweltsystemwissenschaften- Physik
Kurse: Polar Ocean Climate und Polar Meteorology and Climate
Aufenthalt: Seit August 2007
 Alle Städte im Überblick
 
 
Beat this: Spitzbergen!
  Wie im letzten Beitrag steht, wollen sich alle gegenseitig mit ihren Auslandsemester-Destinationen übertrumpfen. Now beat this: Spitzbergen!
Ich muss zugeben, dass der Autor Martin Frick damit durchaus Recht hat und, dass dies sicherlich auch ein Grund war, hierher zu kommen. Aber es ist nicht der einzige Grund, warum man sich für UNIS (University Centre in Svalbard) in Longyearbyen, einer Außenstelle der norwegischen Universitäten, entscheidet: Man hat hier auch das ganze Jahr über mehr oder weniger Winter und man befindet sich mitten zwischen einer unendlichen Anzahl an Bergen, Gletschern und Tälern, die alle darauf warten erkundet zu werden.
 
 
 
  Ein weiterer Grund wäre die fieldwork, welche der Hauptbestandteil aller Kurse ist. Es gibt vier Studienrichtungen, alle mit dem Zusatz "arktische": Geologie, Geophysik, Biologie und Technologie. Als fünfte Studienrichtung soll "Umwelt und Energie" nächstens Jahr folgen. Es gibt keine grundlegenden Kurse, deshalb gibt es nur Studenten, die für kurze Zeit hier sind. Die Hälfte davon kommt aus Norwegen, die andere Hälfte aus Skandinavien und dem Rest der Welt, deswegen sind alle Kurse auf englisch. Man kann hier auch mit Erasmus studieren - oder über einen kleinen Umweg, sich an einer norwegischen Uni bewerben, und dann ein paar Kurse bei UNIS machen.
 
 
 
Sommerliches Longyeardalen; in den umgebauten Baracken im Vordergrund wohnen die Studierenden.
 
 
Longyearbyen
  Longyearbyen ist die Hauptstadt von Spitzbergen, mit ca. 1.900 Einwohnern. Im Sommer gibt es immer wieder Zeiten, wo die Einwohnerzahl für ein paar Stunden sprunghaft ansteigt, aber jetzt, am Beginn der Polarnacht, legen keine Kreuzfahrtschiffe mehr an.
Die Stadt wurde 1906 als Bergarbeiterstadt gegründet, man sieht immer noch die alten Minen und das Transportsystem. Heutzutage wird immer noch Kohle abgebaut, aber hauptsächlich für das Kohlekraftwerk, das die Stadt versorgt. Norwegen ist der Verwalter von Spitzbergen und betreibt das Kohlebergwerk hauptsächlich nur mehr, um den Anspruch auf Svalbard zu stärken.
 
 
 
  Das ist auch ein Grund, warum so viel Geld in die Forschungseinrichtungen gesteckt wird, und davon profitieren auch die Studenten, auch das UNIS- Gebäude wurde letztes Jahr erweitert. Man hat eine wunderbare Sicht auf die Berge und den Fjord, so lässt es sich auch die kommende Polarnacht aushalten. Es ist wirklich erstaunlich, wie viel Geld hier investiert wird, ich habe sogar so etwas wie ein eigenes Büro - mit Meerblick. Ist zwar eigentlich nur ein Lernzimmer für Studenten, aber es gibt so viele, dass man es wirklich für sich hat. Wenn ich daran denke, wie manche Professoren bei uns bürotechnisch hausen ...
 
 
 
  Die Studierenden hier wohnen in umfunktionierten Bergarbeiter-Barracken, alle auf fünf Barracken verteilt, was natürlich der ideale Nährboden für Partys ist. So gab es gestern eine Beachparty in einer überhitzten Küche, und Leute, die mit kurzen Hosen im Schneesturm zwischen den Barracken umhergelaufen sind. Das nächste Highlight im Partykalender ist die "Kitchen to Kitchen"-Party.
 
 
 
Das Forschungsschiff Håkon Mosby in Ny-Ålesund
 
 
Fieldwork
  Aber es gibt nicht nur Partys, die Kurse sind alle sehr aufwändig und jeweils 15 ECTS wert, weshalb man auch nur zwei belegt. Die letzten zwei Wochen waren sehr arbeitsintensiv, jeder war bis spät in die Nacht damit beschäftigt, seine Reports zu schreiben. Mein Report, den ich in "Polar Ocean Climate" geschrieben habe, handelt vom West Spitsbergen Current, einem Teil des Nordatlantikstroms. Um einen Report zu schreiben, braucht man erstmal Daten. Die wurden während einer 12-tägigen Cruise mit einem Forschungsschiff der Universität von Bergen gesammelt.

Unsere Arbeit bestand darin, in einem gemütlichen, warmen mit Instrumenten und Computern vollgestopften Raum den Seemännern per Funk Anweisungen zu geben. "Please, take it down to 1750 Meters". Das ganze war also ziemlich relaxed, bis die Wellen kamen.
 
 
 
Arctic Safety and Survival, ja, man bleibt trocken.
 
 
  Der erste Kurs, den alle am Anfang des Semester machen, ist "Arctic Safty and Survival", wo man lernt, wie man mit Eisbären umzugehen hat, was sie fressen und wo man hinschießen soll.

Es gibt also viele Gründe hierher zu kommen. Ein weiterer Grund war auch, das ich Ski-Doo fahren will. Noch gibt es nicht genug Schnee, um mit 150km/h über den Gletscher zu rasen. Deswegen werde ich auch wieder hierher kommen, und zwar gleich nächstes Jahr.
 
 
 
Deine Erfahrungen
  Du hast selbst auch auf Spitzbergen studiert oder sonst einige Zeit dort verbracht? Willst dem hier noch etwas hinzufügen, einen ganz speziellen Tipp loswerden oder vor einem gern gemachten Fehler warnen? Das Forum hier unten ist der richtige Platz dafür!

Und falls du zumindest ein Uni-Semester in einer anderen Stadt verbracht hast: Schick uns doch einen eigenen Text mit deinen Erfahrungen! Alle Infos dazu findest du [hier].
 
fm4 links
  Wikipedia: Spitzbergen

UNIS-Longyearbyen

www.unisstudent.no

thomasgoelles.blogspot.com

fm4.orf.at/auslandssemester
L'Auberge FM4 - Alle im FM4 Auslandssemester porträtierten Städte auf einen Blick.
   
 
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