Genau, ich wollte nicht, noch nicht so früh, nicht vor der Webseiten-Umstellung. Aber manchmal zwingen einen Ereignisse oder schrecklich mitanzusehende Dinge dann halt dazu ...
Denn: Rapid Wien ist auf einem Weg - auf dem Weg von Peter Pacult, in die bewusst angesteuerte internationale Bedeutungslosigkeit.
Rapid Wien ist also auf einem Weg,
und das im 110 Jahre-Jubiläumsjahr.
Und man kann dabei zuschauen.
Das Deutsche Sportfernsehen, das zwischen Sex-Clips, Poker und stundenlangen Anruf-Quiz-Shows für die Allerdümmsten manchmal auch Live-Übertragungen zeigt, bot Samstag und Mittwoch zweimal sehr verwackelte und Bildausschnitts-armselige, aber doch flächendeckende Aufnahmen von Rapid-Spielen.
Ja, eh klar, es waren Testspiele im Rahmen eines Trainingslagers in Zypern, keine Bewerbspiele, kein Ernstfall, und nichts wo man mit Einsatz oder dem letzten rausgepressten Willen noch Zähne zulegen kann.
Und, ja, die beiden Gegner sind in ihrer Planung ein Spürchen weiter, weil sie bereits am 30. 1. und nicht, wie Rapid, erst am 21. 2. in den Meisterschaftsbetrieb einsteigen.
Was man aber in zwei bestbesetzten Testspielen gegen Mannschaften der zweiten deutschen Leistungsstufe erkennen kann, ist, selbstverständlich, wie sich ein Team taktisch tut, wie weit es technisch ist - da wäre nämlich sowas wie der physische Formaufbau wurscht.
Und: was da zu sehen war, hat richtig wehgetan.
Ein Hinweis in eigener Sache: 2009 wird es wieder ein tägliches Journal geben, ja.
Allerdings erst zeitgleich mit dem Relaunch der FM4-Website Mitte Jänner - das macht rein technisch sonst keinen Sinn.
Rapid blamiert sich gegen deutsche Zweitligisten.
Und zwar nicht etwa, weil man unglücklich agiert, sondern weil man zweimal die deutlich schlechtere Mannschaft ist.
Und zwar eben nicht, was die Fitness angeht, sondern was das spielerische, technische und taktische Können betrifft.
Gegen den 1. FC Kaiserslautern hat man einfach genau gar keine Chance, auf gar keiner Ebene. Und im Spiel gegen St. Pauli ist es die junge Garde unter Führung von Jimmy Hoffer, die sich in der 2. Halbzeit dazu aufrafft, einem sehr mäßigen Gegner doch noch ein Remis abzuringen.
Taktische Mittel dabei: null.
Technische Fertigkeit: kaum vorhanden.
Spielerische Qualität, vor allem in der Innenverteidigung: miserabel.
Dass es wieder einmal besser lief, als Steffen Hofmann nicht auf dem Platz und die rechte Seite bei Rapid also tatsächlich besetzt war, muss ich nicht extra erwähnen.
Dass das alte, defensive (und falsch verstandene und noch falscher umgesetzte) 4-4-2-Milan-Konzept aus der Sacchi-Ära, das in seiner Überwuzeltheit wie ein Wählscheibentelefon daherkommt, nur noch in systemisch hinterwäldlerischen Gegenden wie Österreich unhinterfragt angewendet wird, versteht sich ebenso.
Was besonders schmerzt
ist die Außenlinien-Arbeit von Coach Pacult.
Weil in Larnaka außer 40 unentwegten Rapid-Narren (die das Spiel durchskandierten und so wohl die beste Leistung aller Rapidler brachten) niemand zuschaute, hörte man nämlich jeden Coaching-Zuruf.
Und die galten in erster Linie dem "Peli!!!!", also dem jungen Yasin Pehlivan, der zweimal im defensiven Mittelfeld durchspielte, weil er als Kader-Nachrücker für den langzeitverletzten Stefan Kulovits aufgebaut werden soll. Seine Partner in der Zentrale waren in der defensiven Variante, Heikkinen & Thonhofer bzw, Kavlak & Sandic in der offensiven.
Peli war eifrig, aber doch ein wenig überfordert.
Und zwar nicht so sehr vom neuen Umfeld, sondern vom Dauergeschrei von Pacult, dem sich im Lauf des Spiels auch die anderen Spieler anschlossen, die allesamt und aus allen Richtungen Anweisungen plärrten, wie sich der Peli jetzt zu bewegen oder was er sonst zu tun habe. Viele Köche, patziger Brei.
In der 2. Halbzeit des FCK-Spiels schrie Pacult dann wenigstens auch seinen "Fritz!!!!", also den Christopher Drazan, an.
Sich an der scheinbaren Unbedarftheit der Neuen zu orientieren, ist ein beliebtes Mittel inhaltlich schwacher Regenten.
Wenn man nämlich bei Pacult nachfragt, wie er etwa einen taktisch wichtigen Mann wie Steffen Hofmann vor einem wichtigen Spiel coacht (was er ihm also vor dem Spiel quasi ins Ohr schreit) dann bekommt man eine frappierende Antwort: Gar nicht. Der wisse schon, was zu tun wäre.
Und diese Mischung macht's:
Wenn man den Älteren nichts sagt (vielleicht, weil man Angst hat, sich zu blamieren, sprachlich oder inhaltlich) und die Jungen mit Anweisungen zutextet (weil man sich bei denen halt alles leisten kann), dann offenbart man ein massives Problem.
Ich darf den Poster endlessnameless zitieren: "der pp erinnert mich teilweise an präsident bush: jeder weiß, dass etwas falsch läuft, aber er wird trotzdem aus fadenscheinigen gründen wiedergewählt... und internationale performances sind sowieso unter aller sau".
Wenn sich Pacult dann in einem aktuellen Kurier-Interview als Mitstreiter der Ich mag nicht lesen, Bücher, bäh!-Campagne von Luttenberger-Klug (dass sie mittlerweile Testimonials für eine Beilage der Kronen-Zeitung sind, das bringt mich jedes Mal, wenn ich die Plakate seh', zum Lachen) outet, bekräftigt einen akuten Bildungs-Komplex. Wie sehr diese bewusste Hinwendung zum Anti-Intellektualismus das österreichische Selbstbild prägt, hab' ich ja bereits des öfteren ausgeführt.
Dass er dabei auch öffentlich seinen Unwillen zur Fortbildung hochrechnet und deshalb nicht als Ansicht, sondern als Fakt ansieht, ist ebenso eine Bankrotterklärung wie seine nur spärlich als Ausrede getarnte Ansage, dass er aufgrund eines Mentalitätsproblems ja eh keine Chance hätte.
Ja, mit dieser Einstellung
hat man tatsächlich keine Chance - das ist eine self-fulfilling prophecy hoch zwei.
Wer nicht willens und imstande ist, ununterbrochen dazuzulernen, wer seinen Spielern nichts weitergeben kann oder mag und nur die Neuen anplärrt, wer taktisch so viel leistet wie Herr Weber aus der 'MA 2412', der führt eine Mannschaft, die traditionell Höherwertiges anstrebt, ins fußballerische Niemandsland.
Andererseits sagt er ja ganz offen, dass ihm die mittelfristige Perspektive wurscht ist - das dürfte also die aktuelle Philosophie bei Rapid Wien matchen, schließlich hat man seinen Vertrag ja um ein Jahr verlängert.
Die grauenhaften Vorstellungen gegen international drittklassige deutsche Mannschaften sind die ersten Früchte dieser Arbeit.