Letztes Jahr hab ich nur zugesehen, wie Menschen eine Bergwand runtersurfen, als wär sie eine gigantische gefrorene Welle. Dann hat mich ein Eingeborener Zürser angefixt. Nach mehrtägigen Schneefällen hat er mich frühmorgens rausgelockt auf den kristallinen Ozean. Madloch, Muggengrat, Wiesele - klingt niedlich, die Eingeborenensprache. Die jährlichen Todesstatistiken weniger.
H.R. out of control...
Für Schneesüchtige
ist der heurige Winter ja ein einziger Glückstaumel. Überall glitzert's und gleißt's und auch wer selbst nur ganz brav die Piste runterkurvt, kann sehen, dass es da ein Leben jenseits der plattgewalzten Pfade gibt.
Immer mehr Menschen zieht's raus ins freie Gelände, sie entwickeln echte Suchtsymptome - und wie bei allen legalen und illegalen Rauschzuständen liegt zwischen Orgasmus oder Tod nur ein schmaler Grat. Um zu lernen auf der richtigen Seite dieses Grats abzufahren, hab ich mich dem vertrauenerweckenden Mann in Schwarz (siehe Abb. unten) ausgeliefert und an seinem Programat Freeskiing Camp 2005 in der Gletscherwelt Weißsee/Uttendorf im Nationalpark Hohe Tauern (Salzburg) teilgenommen.
One million ways to die - chose one!
Testosteron à go go
So ein Camp wär eigentlich der Geheimtipp für Mädchen, weil nirgendwo sonst die Konzentration gesunder Männer höher ist als auf so einer Almhütte, aber ich schweife ab...
Wer Shining gesehen hat, muss sie lieben: die Rudolfshütte
...wie Schulskikurs im Bubengymnasium
Partnersuche
Worum es bei so einem Freeskiing Camp wirklich geht, ist eigentlich nicht die Partnersuche, außer er liegt unter einer Lawine. Für diesen Fall sind alle Campteilnehmer mit einem Pieps ausgerüstet, und hier lernt man auch, wie man seinen piepsenden Freund unter meterhohem Tiefschnee ortet, ihn mittels Sonde sogar findet und schleunigst wieder ausgräbt.
Das strahlende Lächeln eines wieder ausgebuddelten Freunds gehört zu den schönsten Momenten einer Männerfreundschaft
Do the right thing
Ein jungfräulich verschneiter Hang löst im Kopf des durchschnittlichen Freeriders einen Taumel aus, der die kognitiven, rationalen Kräfte ganz schön ins Eck drängt. Deshalb wird dem Campteilnehmer die alpine Entscheidungsstragegie des stop or go im nüchternen Zustand eingebleut, auf dass sein Wissen über Hangneigung, Schneebeschaffenheit und die aktuelle Lawinenwarnstufe den Rausch bremse.