Eine Kräutermischung sorgt für Wirbel. Sie heißt Spice und wurde vor allem in Headshops - sprich Kifferbedarfsläden - verkauft. Jetzt wurde der Handel mit "Spice" in Östereich gestoppt.
Offiziell wurde "Spice" als Räucherware verkauft. Heute Vormittag konnte ich es - trotz gestriger Zeitungsberichte über ein sofortiges Handelsverbot - noch problemlos in einem Wiener Headshop kaufen. Auf dem Päckchen steht : "Genießen sie das wundervolle Aroma! Nicht zum Verzehr geeignet." Geraucht wird Spice trotzdem, sagte der Verkäufer in einem der etwa zehn Wiener Headshops: "Den typischen Spice-Käufer gibt es nicht. Er ist zwischen 18 und 65 Jahre alt, trägt Dreadlocks oder einen Anzug. Manche kaufen es, weil sie wegen Cannabis diskriminiert werden und zum Beispiel pissen gehen müssen."
Der Headshop, in dem ich Spice erworben habe, ist einer von drei österreichischen Importeuren des in Großbritannien erzeugten Räucherwerks. Freitag Vormittag war man vom angeblichen Handelsstop noch nicht informiert, im Lauf des Nachmittags sind dann aber Beamte in den Geschäften aufgetaucht, um Spice zu konfiszieren. Der Verkäufer hält die Maßnahme für übertrieben: "Dann müsst ich auch die Räucherstäbchen verbieten. Dann müsst ich in die Kirche gehen und dort Weihrauch verbieten, der ist auch psychoaktiv. Wo hört's auf? Wir können auch Salatsamen verbieten, und Engelstrompeten. Es gibt Abertausende von Wirkstoffen."
Stimmt schon. Die werden allerdings nicht in luftdicht verschlossenen, portionierten Päckchen neben Papers und Pfeifen verkauft. Eine ganz andere Frage ist natürlich, ob Verbote sinnvoll sind. Ein Handelsverbot auf Grund des Arzneimittelgesetzes kann in Österreich das Gesundheitsministerium veranlassen. Sigrid Rosenberger, Pressesprecherin von Gesundheitsminister Alois Stöger, meinte dazu heute: "Ein Verbot von Handel und in Verkehr bringen kann veranlasst werden, wenn Gefahr für die Bevölkerung vorliegt. Wir haben festgestellt, dass es sich bei Spice um ein Arzneimittel handelt und eine Gefährdung der Bevölkerung vorliegt."
Auslöser für den Medienrummel rund um Spice war eine Studie der Kräutermischung in Deutschland: Die Analyse wurde von der Firma "THC Pharm" durchgeführt, selbst Hersteller von Medikamenten auf Basis von Cannabis. THC Pharm ist es gelungen, in Spice die Substanz "JWH-018" nachzuweisen, ein synthetisches Cannabinoid. Daraufhin wurde eine solche Studie auch in Österreich durchgeführt, bei der das künstliche Cannabinioid ebenfalls gefunden wurde, außerdem ganz andere Kräuter als die auf der Verpackung angebeben: Spice besteht hauptsächlich aus dem im süßen Hustensaft oder Bronchialtee üblichen Eibisch, aber eben auch aus JWH-018.
Verschiedenen Zeitungsartikeln in Österreich zufolge ist JWH-018 viermal so stark wie THC in natürlichem Marihuana, in der deutschen und englischen Wikipedia dagegen steht, JWH-18 wirke vier- bis zwanzigmal schwächer als THC. Sigrid Rosenberger sagte heute: "Wir wissen nicht, wie stark die Wirkung von JWH-018 ist. Dazu wird es weitere Analysen geben. Eine Gefährdung von Körper und Psyche ist aber nicht auszuschließen. Es geht uns nicht um Kriminalisierung, sondern um eine Sofortmaßnahme im Sinne des Schutzes der Gesundheit. Rechtliche Grundlage ist das Arzneimittelgesetz und nicht das Strafgesetz. Ein Verbot von Besitz steht derzeit nicht zur Diskussion."
Wer also Spice gekauft hat (zu welchem Zweck auch immer), braucht es derzeit nicht zu vernichten. Allerdings wird die Wirkung der Kräuter von manchen Usern in Internetforen nicht immer als angenehm beschrieben. Empfehlung zum Rauchen von Spice gab mir auch der Verkäufer im Headshop nicht: "Ich rauche es nicht."