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Wien | 16.1.2009 | 13:51 
Bits, Beats and Breaks.

Gerlinde, Glashuettner, Trishes

 
 
Angst vorm Rasenmäher
  Gestern hat Unterrichtsministerin Claudia Schmied den Fahrplan für die "standardisierte, kompetenzorientierte Reifeprüfung" präsentiert. Ab Juni 2014 soll es sie an Allgemeinbildenden Höheren Schulen geben. Die AHS-Matura solle damit aussagekräftiger und auch international besser anerkannt werden.

Enttäuscht von den Plänen ist die Gewerkschaftsvorsitzende der AHS-LehrerInnen, Eva Scholik. Sie kritisiert, dass ohne Berücksichtigung der verschiedenen AHS-Typen nur "Minimalwissen" abprüfbar sei, eine solche Matura ist der Lehrergewerkschaft "zu wenig anspruchsvoll". Kritik kommt auch von der ÖVP-nahen Schülerunion, die Schmieds Pläne als "Rasenmäher-Politik" bezeichnet. Schülerunions-Vorsitzender Matthias Hansy: "Das Schockierende ist, dass von Schülern verlangt wird, nach einheitlichen Standards zu maturieren, obwohl es in der gesamten Schullaufbahn keine einheitlichen Standards gibt. Das sind die sogenannten Bildungsstandards, die seit Jahren in Österreich implementiert werden sollen. Bis dato ist das nicht geglückt. Man kann den Schülern nicht zumuten, dass sie nach einheitlichen Standards in Österreich maturieren."
 
 
  Die Schülerunion hat heute bereits eine kleine Demonstration vor dem Ministerium veranstaltet. Die SPÖ-nahe Aktion Kritischer SchülerInnen hält das für reichlich übertrieben und kann den Plänen für eine Zentralmatura einiges abgewinnen. AKS-Vorsitzender Klaus Baumgartner: "Wir begrüßen, dass man sagt: Die Matura soll vom Bodensee bis zum Neusiedlersee das gleiche Niveau haben. Alle Schüler sollen die gleiche Unterrichtsqualität erhalten. Die Kritik an der Zentralmatura sieht nach Schnellschussreaktionen aus - der Art von Reaktionen, die in den letzten Jahren verhindert haben, dass sich an der österreichischen Bildungspolitik etwas verändert."

Konkret soll sich die Reifeprüfung in Zukunft aus drei voneinander unabhängigen Prüfungsteilen zusammensetzen, von denen nur der schriftliche standardisiert ist; autonom von der Schule wird sowohl die vorwissenschaftliche Maturaarbeit gestaltet, mit der Schüler ihre die Studier- und Diskursfähigkeit unter Beweis stellen sollen, als auch die mündliche Prüfung. Zentral abgewickelt wird bei der "Zentralmatura" also nur ein Drittel.
 
 
 
  Angesichts dieser Differenzierung scheinen die Kritik der Schülerunion ("Einheitsbrei") und die Ängste der Lehrergewerkschaft ("Eine solche Matura ist zu wenig anspruchsvoll") tatsächlich übertrieben. Die Frage, ob vom Staat vereinheitlichte Prüfungen nicht auch zu einer Vereinheitlichung des Wissens einer Gesellschaft führen können, darf man freilich trotzdem stellen. Die sogenannten Kompetenzstandards, nach denen Österreichs AHS-SchülerInnen in Zukunft unterrichtet und abgeprüft werden, entwickelt derzeit das Bundesinstitut für Bildungsforschung (BIFIE). Was man sich darunter vorstellen kann, haben wir Josef Lucyshyn, Direktor des BIFIE, gefragt.
Den Vorwurf der Schülerunion, die Bildungsstandards an Schulen würden nicht rechtzeitig für die standardisierte Matura in Kraft treten, weist der Leiter des BIFIE zurück: Bis zum Jahr 2014 würden Schüler bereits mehrere Jahre nach den neuen Standards unterrichtet. Auch die Kritik der Schülervertreter an der Abschaffung der mündlichen Zusatzprüfung, wenn man eine Arbeit bei der schriftlichen Matura verhaut hat, weist Lucyshyn zurück: zwar kann man sich einen "Fleck" bei der schriftlichen in Zukunft tatsächlich nicht mehr bei der mündlichen Matura ausbessern, aber: Bei der standardisierten Matura wird es die Möglichkeit geben, ein zweites Mal schriftlich anzutreten, und das bereits wenige Tage nach dem ersten Termin.
Das ganze Interview mit Josef Lucyshyn gibt es hier zu hören.

 Josef Lucyshyn, Direktor des BIFIE in FM4 Connected

 
audio
 
title: Josef Lucyshyn im Interview
length: 8:10
MP3 (7.832MB) | WMA
   
 
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