Es geht um Zentimeter: Male/female Beach-Volley-Dress-Codes.
Olympia, Athen, Beachvolley - heute morgen wundern wir uns nicht mehr darüber, warum gestern die beiden österreichischen Teams gegeneinander gespielt haben. Heute wundern wir uns über die knappe Bekleidung der Teams, vor allem der weiblichen. Die Dressen der Spielerinnen, sehr maßgeschneidert, fallen auf, weil sie nicht nur eng anliegen, sondern auch extrem knapp geschnitten sind - bei allen Beach-Volley-Spielerinnen und nicht nur bei Olympia.
Ganz freiwillig sind diese Dressen nicht. Laut den Bekleidungsvorschriften des Internationalen Volleballverbands dürfen Frauen beim Beachvolleyball zwar zwischen Ein- oder Zweiteilern wählen, aber Schlabber-Look ist verboten. Stoff für die Beine ist nicht nur völlig untersagt, der Stoffrest muss darüber hinaus an der Hüfte in "ansteigendem Winkel" geschnitten sein - in Zentimetern gesprochen darf der Bund der Hose nicht breiter als 7 cm sein.
Enganliegendes wird auch bei den Männern verlangt - aber eben breiter, und, sie müssen T-Shirts tragen. Statt einer Badehose, was das Äquivalent für die engen Bikini-Maße wäre, müssen Männer also Hose und Shirts tragen - weil die Logos der Sponsoren müssen ja auch irgendwo ihren Platz finden.
Bild: APA
Athletes or naked women: which do you see?
... fragt eine Journalistin, und auf CNN stellt schon 98 eine Kollegin fest: "Beach volleyball has now joined the go-go girl dancing as perhaps the only two professions where a bikini is the required uniform."
Damit können diejenigen, die diesen Dress-Code festsetzen, die fédération internationale de volleyball, klarerweise gar nichts anfangen. Aus dem Büro heißt es, dass die verbindliche Kleidungsvorschrift auf Wunsch der Spieler/innen festgelegt wurde. Warum es dann so maßgenauer Schnittvorgaben bedarf? Um ein einheitliches Erscheinungsbild zu kreieren, für uns, die Medien, das Publikum, heißt es aus der Fédération. Anders gesagt, Volleyball soll mit den hautengen Spielanzügen der Frauen "attraktiver" werden, um damit besser im Fernsehen vermarktet werden zu können.
Beispiel: Bei der Hallen-WM 1999 ist diese Kleiderregel, die leicht abgeändert auch für Indoorvolleyball gilt, eingeführt worden. Dort ist gegen fünf Teams wegen "zu weiter und ausgebeulter" Trikots eine Strafe von 3000 $ verhängt worden; hautenge Trikots der Kubanerinnen wurden mit einem Preis als bestangezogene Mannschaft prämiert.
Mittlerweile scheint sich der Widerstand der Spielerinnen gegen die Bekleidungsvorschriften gelegt zu haben. Waren in den ersten Jahren noch ablehnende Statements gegen die knappen Dressen zu hören, so beschwert man sich jetzt eher wegen Platzmangels für Sponsoren. Die Macht der Gewohnheit? Oder ist Sand auf verschwitzter Haut tatsächlich so angenehm? Anblick und Schönheitsideale gelten bei Frauen eben mehr als die sportliche Leistung, der eigentliche Zweck von Sportdressen, Bewegungsfreiheit zu garantieren, ist zweitrangig.