Nun ist es also so weit. Das Evangelium wurde neu verfilmt. Und ich rede nicht von diesem bestimmten Streifen, an den jetzt einige von euch vielleicht denken. Lassen wir Märtyrer und Flagellanten heute mal beiseite. Sprechen wir lieber über ein anderes zentrales Thema, bei dem es auch irgendwie um Auferstehung geht. Allerdings um eine unheilige, ziemlich missglückte Art, wieder in den Alltag zurückzukehren.
Let's talk about Zombies.
Der ultimative Beitrag zum Lebende-Leichen-Genre stammt von Horror-Großmeister George A. Romero. "Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten auf die Erde zurück", nicht nur dieser Werbespruch schrieb Geschichte. 'Dawn Of The Dead' veränderte 1978 die Welt. Zumindest die Welt des Horrorfilms. Noch nie wurde so realistisch in Gummigedärmen herumgewühlt und hektoliterweise Kunstblut verspritzt.
Der Film, der bei uns den schlichten Titel 'Zombie' trug, lockte nicht nur Publikumsmassen an. Mit Verspätung zeigten sich auch strenge Kritiker von dem intelligenten Schocker begeistert. Erzählt doch Romeros Meisterwerk auch vom Schrecken des modernen Lebens. Seine verfaulenden Untoten erinnern an die Shopping-Zombies aus den Einkaufszentren und Fußgängerzonen.
Das Evangelium
Trilogie des Todes
Kein Wunder, dass dieser Streifen seit seiner Veröffentlichung mehr Metalcombos, Industrialbands, italienische B-Regisseure und Nachwuchsfilmer mit Splatterambitionen beeinflusste als jeder andere vergleichbare. 'Dawn Of The Dead' ist aber nicht nur ein Klassiker, der für sich steht, er ist vor allem das Mittelstück einer kongenialen Trilogie. 'Night Of The Living Dead', das schwarzweiße Debüt von George Romero steht 1968 am Anfang, mit 'Day Of The Dead' zieht der Regisseur 1985 einen pessimistischen Schlussstrich.
Sogar etliche Diplomarbeiten beschäftigen sich mit Romeros Zombie-Trilogie. Weil diese Streifen eben nicht nur Angst und Ekel provozieren, sondern auch den American Way of Life hinterfragen und attackieren. Faschistoide Bürgerwehren und eiskalte Militärs ergreifen im postapokalyptischen Gemetzel die Macht. Sozialdarwinismus ist an der Tagesordnung. Die einzigen Figuren, die sich im Chaos bewähren, sind Frauen und Afroamerikaner.
Straight und packend
Fast Forward ins Multiplex von nebenan. Der neue 'Dawn Of The Dead', soeben in unseren Kinos angelaufen, reduziert den extremen Blut- und Beuschelgehalt (mehr davon angeblich auf der DVD). Auch die sarkastische Zeitkritik des Originals geht weitgehend verloren. Und trotzdem ist dem Debütregisseur Zack Snyder ein packender Schocker gelungen. Vor allem die Besetzung überzeugt, allen voran Sarah Polley und Ving Rhames als Helden im Old-School-Romero-Stil. Aber auch die klassisch straighte Inszenierung fällt positiv auf.
Ein Zombiefilm für das Jahr 2004 ohne modische Mätzchen und schauspielernde Models. Das ist ja auch schon was.
Das Remake
Natürlich dürfen heutzutage die menschenfressenden Leichen nicht mehr schön langsam durch die Gegend torkeln. Sie laufen stattdessen, eindeutig von '28 Days Later' inspiriert, mit einer hysterischen Energie, passend zur Hyperbeschleunigung des Gegenwartskinos. Was die Sache für die Überlebenden nicht leichter macht, die sich in einer Shoppingmall verstecken.
Noch ein positiver Nebeneffekt des Remakes: Dank der aktuellen Zombiewelle bekommt Mr. Romero demnächst einen vierten Teil seiner Untoten-Saga gesponsert. Wenn in der Hollywood-Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten auf die Erde zurück. Aber ja doch, ich bitte darum.
Sarah Polley und Ving Rhames im Kampf gegen Highspeed-Zombies
Wichtiger Hinweis: Der Original-DAWN OF THE DEAD aus dem Jahr 1978 läuft am 24.4. und am 30.4. in der ungekürzten US-Fassung im Österreichischen Filmmuseum in Wien.