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Wien | 16.2.2007 | 17:12 
Twilight Zone: Musik-, Film-, Comics & more aus den schummrigen Gebieten des Pop.

Rotifer, Blumenau

 
 
Die FM4-Kinopremiere: 'Pan's Labyrinth'
  Es gibt Musiker, Literaten, Maler und Filmemacher, die findet man zwar als Personen höchst sympathisch und würde mit ihnen gerne nächtelang durchplaudern. Trotzdem tut man sich mit ihren Werken nicht immer leicht. Guillermo del Toro ist für mich so ein Fall.

Zwar schätzte ich 'Cronos' (1993), das vampireske Debüt des mexikanischen Filmemachers, als originelles Spiel mit Genremustern. Und auch 'Mimic' (1997) blieb mir als spannender Insekten-Schocker in Erinnerung. Aber beide Filme berührten mich dann doch viel zu wenig, um sie beispielsweise der privaten Sammlung einzuverleiben.

Um del Toros Mysterystreifen 'The Devil's Backbone' (El Espinazo del diablo, 2001) kursierte dann schon ein gehöriger Hype unter Horrorgeeks und Freaks. Tatsächlich gibt es wunderbare Gänsehaut-Momente in dieser Geistergeschichte, die während des Spanischen Bürgerkriegs spielt. Über diverse Besetzungsschwächen, manche Plattheiten und Längen im Drehbuch konnte ich aber trotzdem nicht hinwegsehen.
 Guillermo del Toro
 
 
Trash-Enzyklopädie
  Wirklich auf die Nerven ging mir dann 'Blade II' (2002), del Toros Beitrag zur Blutsauger-Saga aus dem Hause Marvel. Präsentierte sich dieses Sequel doch als typisch knalliges Bombardement pseudo-bizarrer Metalvideo-Klischees, die ich auf der Leinwand einfach grundsätzlich nicht ertrage. Eine gewisse Skepsis war also durchaus vorhanden, als das Angebot eintrudelte, Guillermo del Toro anlässlich seines Comickino-Blockbusters 'Hellboy' (2004) zu interviewen.

Was soll ich sagen? Dieser Popkultur-Besessene und rasende Fan, der selbst zum Filmemacher mutierte, erwies sich als einer der klügsten und charmantesten Gesprächspartner ever. So ansteckend wirkten der Esprit und Humor der wandelnde Trash-Enzyklopädie del Toro, dass sich seine filmischen Arbeiten danach in einem ganz anderen Licht zeigten.

Deswegen empfinde ich es als doppelt schön, dass der schwergewichtige Leidenschaftstäter Guillermo del Toro jetzt endlich eine Arbeit vorlegt, die den bisher uneingelösten Versprechungen gerecht wird. 'Pan's Labyrinth' ist mit Abstand der persönlichste Film des Regisseurs, in dem alle seine bisherigen inhaltlichen und ästhetischen Obsessionen zusammen kommen.

 
 
Der Bürgerkrieg und die Fantasie
  'Pan's Labyrinth' ist ein düsteres Märchen für Erwachsene, erzählt aus dem Blickwinkel eines Kindes. Die kleine Ofelia (Ivana Baquero), die im Zentrum der Erzählung steht, flüchtet sich aus dem Schrecken des Spanischen Bürgerkriegs immer wieder in die pittoresken Abgründe ihrer Fantasie.

Als ihre hochschwangere Mutter aber mit dem Töchterchen zum zukünftigen Ehemann in die Wälder zieht, scheint die knochenharte Realität Überhand zu nehmen. Denn Captain Vidal (Sergi Lopez), der neue Stiefvater, entpuppt sich als eiskalter Faschistenführer ohne jeglichen Skrupel.
Aber Ofelia gibt trotz des Terrors, der in der ländlichen Gegend tobt, ihre poetischen und gruseligen Hirngespinste nicht auf.

Oder ist der groteske Faun (Doug Jones), der eines Nachts das Mädchen in sein geheimes Labyrinth lockt, gar keine Kopfgeburt? Existiert außerhalb des Alltags mit seinen Exekutionen, Granaten und Erniedrigungen wirklich noch eine irreale Zone, in der es nicht minder gefährlich zugeht? Ofelia, angeblich die zukünftige Königin dieses Zauberreichs, steigt jedenfalls auf die gefährlichen Wünsche des Fauns ein und verliert bald vollends den Boden unter den Füßen.

 
 
Konsequente Kinofabel
  Auch 'Pan's Labyrinth', von etlichen Kritikern als atemberaubendes Meisterwerk gelobt, ist meiner Meinung nach nicht frei von Makeln. Abgesehen von der schüchteren Ofelia, dem Sinnbild für alle Tagträumer und Kreativen, sind die restlichen Figuren von einer holzschnittartigen Simplizität, egal ob es sich um die edlen Seelen in den Reihen der Rebellen oder um den diabolischen Überbösewicht Vidal und seine Schergen handelt. Die diversen Fantasie-Gestalten, die den Film bevölkern, muten beinahe vielschichtiger an als die Menschen aus Fleisch und Blut.

Vielleicht, wischte ich meine diesbezüglichen Zweifel im dunklen Kinosaal hinweg, ist das aber einfach ein Film aus einer Kinderperspektive, die noch nicht so abgeklärt und illusionslos wie die meine ist.

Möglicherweise ist 'Pan's Labyrinth' schlicht eine Kinofabel, die die Magie und die Naivität und auch die heftige Grausamkeit, die allen großen Märchen innewohnt, erstmals konsequent auf die Leinwand bringt.

 
 
  Und wahrscheinlich, dachte ich mir nach dem Verlassen des Saals, ist es gerade diese Mischung aus infantiler Weltsicht und heftiger Brutalität, aus jugendfreier Fantasy und erwachsener Härte, diese radikal gegensätzliche Mixtur, vor der Zielgruppenstrategen und Marketingexperten sicher panische Angst haben, die den Film am meisten auszeichnet. Mich hinterließ 'Pan's Labyrinth' beim ersten Ansehen gerührt, betört, verwirrt, gespalten. Ich freue mich aber schon auf ein erneutes Sehen.

Pan's Labyrinth/El Laberinto del Fauno
2006, Regie: Guillermo del Toro
Spanische OmdU, 112 Minuten

 
 
45x2 Karten zu gewinnen!
  Um Karten für die FM4 Kinopremiere von Pan's Labyrinth
am Mittwoch, 21. 2. um 20.30h
im Wiener Künstlerhauskino

(1010 Wien, Akademiestraße 13)
zu gewinnen, musst du folgende Frage richtig beantworten:

Welcher Fotograf schoss das wohl bekannteste Foto des Spanischen Bürgerkriegs und wie hieß das Lied, das ein heimische Popstar dem Fotografen gewidmet hat?

Die richtigen Antworten waren: Robert Capa und Kamikaze Cappa von Falco.

Vielen Dank allen fürs Mitmachen, die GewinnerInnen wurden bereits per Mail verständigt. Viel Spaß im Kino!
 
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  panslabyrinth.com
   
 
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