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Wien | 5.11.2001 | 12:43 
Twilight Zone: Musik-, Film-, Comics & more aus den schummrigen Gebieten des Pop.

Rotifer, Blumenau

 
 
Cineastische Verwirrspiele
  Der Mörder ist nicht immer der Gärtner. Es gibt sie, glücklicherweise: Diese Filme, die ein Geheimnis verstecken und es am Ende auch um keinen Preis lüften. Sondern bestenfalls der Interpretation des Einzelnen überlassen, was da jetzt wirklich passiert ist, wer mit wem und gegen wen, und überhaupt. Filme, die im besten Sinn keinen Sinn machen.

Wobei jetzt natürlich nicht das pure Avantgarde-Kino gemeint ist, das sich allen konventionellen Betrachtungsweisen ohnehin entzieht. Die Rede ist von Werken, die durchaus im Rahmen einer klassischen Genrestruktur funktionieren, die aber die Stereotypen dieser Struktur irgendwie unterlaufen. So, dass sich alles, was wir zu sehen und hören glauben, als Lug und Trug herausstellt. Oder irgendwelche verstörenden Fragen bleiben. "The big mystery" nennt das David Lynch und kann sich nichts Schöneres, Kribbligeres vorstellen.
 "Where is my mind?": Leonard Shelby (Guy Pearce) in "Memento"
 
 
Rätselraten im Rückwärtslauf
  Christopher Nolans Memento, der diese Woche endlich in ausgewählten Kinos anläuft und am Mittwoch seine FM4-Premiere hat, ist so ein Film. Nolans Trick auf der Suche nach dem großen Fragezeichen: Er erzählt seinen Psycho-Thriller einfach rückwärts. "The end is the beginning is the end" hat mal ein Song von den Smashing Pumpkins geheißen. Genauso läuft "Memento" ab.

 "Entschuldigen sie bitte - wer ist hier der Mörder?" ("Memento")
 
 
  Ein Mord steht am Anfang. Aber wer ist das Opfer? Und ist Leonard Shelby (Guy Pearce) der Täter? Shelby ist jedenfalls, wie viele Anti-Helden des Noir-Kinos, auf der Suche nach dem Killer seiner Frau. Er hat nur ein Problem: Er verfügt über kein Kurzzeitgedächtnis mehr. Weshalb er Indizien auf zuvor geschossenen Polaroid-Fotos festhält und sich die wichtigsten Fakten einfach auf den Körper tätowiert. Das hindert seine Umgebung aber nicht, mit ihm fatale Spiele zu spielen.

 Gute Frage, aber gibt es eine Antwort? ("Memento")
 
 
Das große Fragezeichen
  Kein Wunder, dass die meisten Kritiker im Zusammenhang mit "Memento" immer wieder auf David Lynch verweisen. Dieser Mann ist und bleibt einfach der Großmeister des "What the fuck is going on?". Was der heurige Viennale-Überraschungsfilm "Mullholland Drive" wieder bewiesen hat (Filmstart Jänner 2002).

In seinem neuesten Streifen übertrifft sich Lynch in Sachen Verwirrspiel selbst. Nicht nur, dass keine der zahlreichen, ultra-mysteriösen Nebenhandlungen auch nur irgendwie aufgelöst wird. Es gibt irgendwann auch keinen Haupt-Plot mehr, nichts bleibt, wie es ist. Stop making sense. Nur ein albtraumhafter Visionenrausch, der lange das Unterbewusstsein vernebelt. Ganz super.

 Der Großmeister des "What the fuck is going on?": David L.
 
 
Dick Laurent ist tot
  Großartig war ja auch schon "Lost Highway", der sich im Laufe der Spielzeit immer wieder wie eine Schlange häutete und in einen neuen Film verwandelte. Eben noch grabesschwarzer Beziehungs-Horror-Schocker, plötzlich ein schnelles Sex'n'Drugs'N'Rock'n'Roll-Movie, dann wieder Luis Buñuel als Marilyn Manson-Coverversion. Ich hab da ja schon meine Deutungen, aber die erspare ich euch heute mal.

Sich gegenseitig mit wirren oder auch krampfhaft um Logik bemühten Interpretationen nach einem Film übertrumpfen, das gehört überhaupt zu den großartigsten, kommunikativen Effekten des Mediums Kino (wenn das jemand im Saal während des Films macht, soll ihn dagegen der Teufel am offenen Feuer braten). Oft sind die diversen Fantheorien auch besser, als alles, was sich der Drehbuchautor ausgedacht hat...

 Dieser unfreundliche Herr wird nicht umsonst "The Mystery Man" genannt...("Lost Highway")
 
 
Lebt Tyler Durden?
  Zentrale Diskussionsstoffe, die mir abseits von "Lost Highway" aus den letzten Jahren einfallen: Was passiert, nachdem der namenlose Erzähler in "Fight Club" sein Alter Ego Tyler Durden erschossen hat? Ist das dann noch die Wirklichkeit, die wir sehen? Oder, so wie in der Buchvorlage, einfach nur das Geschehen im Kopf eines toten Mannes? Where is my mind?

 "Bin ich Edward Norton?" "Ist Edward Norton tot?" Tyler Durden (Brad Pitt) sieht es gelassen...("Fight Club")
 
 
  Anderes Beispiel: "Being John Malkovich", ein Streifen mit dem Spike Jonze das Kino im Gesamten ein wenig neu erfand: Wie war das jetzt mit den alten Leuten und der "Vessel" in Herrn Malkovichens Kopf? Hab ich da was übersehen/überhört? Und, bitteschön, "Cube", dieser ziemlich packende Low-Budget-Thriller, der in einem riesigen Würfel spielt: Hat da jemand den Schein einer griffigen Erklärung parat oder muss ich einfach meine alte Kafka-Gesamtausgabe entstauben?

 "Warum bin ich im Kopf von John Malkovich"? Ein leidender John Cusack in "Being John Malkovich"...
 
 
Seltsame Monolithen, ungeklärte Satansbotinnen und affige Enden
  Was sich heuer auch wieder ganz neu gestellt hat, anlässlich der Wiederaufführung: Die Frage(n) nach dem riesigen Monolith und dem Ende von Stanley Kubricks "2001 - A Space Odysee". Ich glaube, da wurden schon Dissertationen darüber verfasst

Viel banaler schon das Rätselraten um Roman Polanskis unfreiwillig komischen Mystery-Trash "The Ninth Gate (Die neun Pforten)" - trotzdem hat mir das Ende keine Ruhe gelassen und ich quälte mich sogar durch die dicke, muffige Romanvorlage. Ist Emanuelle Seigner jetzt am Ende der Teufel oder hat Johnny Depp nur mit irgendeiner Satansbotin eng gekuschelt?

 Hat dieser schwarze Stein das Universum erschaffen? Oder ist alles nur ein Film? ("2001 - A Space Odysee")
 
 
  Ach ja, und das Ende von Tim Burtons "Planet of the Apes" macht echt keinen Sinn, je länger man sich darüber den Kopf zerbricht. Fallen euch noch irgendwelche großen Mysterien der Filmgeschichte ein? Und ist das nicht wunderbar, nicht alles zu verstehen?

 Was soll der faule Affenzauber am Ende von "Planet of the Apes"?
 
 
Wir verlosen 10x2 Kinokarten für die Kinopremiere von 'Memento' (OV), am Mittwoch, 7. November, um 21.15 Uhr im Wiener Burg Kino.
  Memento, der Film, bei dem alles rückwärts läuft. So auch bei diesem Gewinnspiel: Stell die richtige Frage zu folgender Antwort:
Er war verheiratet mit Astrid Kirchherr und starb in Hamburg...

Die Antwort war: Mit wem war Stuart Sutcliffe verheiratet und wo starb er?
Die Gewinner wurden bereits verständigt.
 
 
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