Seit letzter Woche läuft paraflows 2007, das Festival für digitale Kultur(en) in Wien. Und auch das Programm der zweiten Woche könnte nicht dichter gedrängt sein.
Neben den täglich um 11 Uhr stattfinden "I Eated It" Net Cultures Brunches (wunderbares Frühstück zum Nullpreis!) im Metalab gibt es noch eine Vielzahl an Events und Workshops.
The cook, the theorist and the artist. Entlang der Dramaturgie come-do-eat wird beim UtopiaKlatch geredet, gearbeitet und gegessen. Diesmal steht der Stadtraum, Arbeitsraum und auch der virtuelle Raum im Mittelpunkt. Dabei sind der Stadtsoziologe Jens Dangschat und der Künstler Michael Aschauer. Dazu: Küche aus anderen Räumen.
Montag (17. September), 18 Uhr im net culture lab, quartier 21, MQ, Museumsplatz 1, 1070 Wien.
Erstes Wiener Heimorgelorchester
Das EWHO wurde 1994 von Thomas Pfeffer, Jürgen Plank und Daniel und Florian Wisser gegründet und besteht seitdem in dieser Besetzung. Das Quartett verschreibt sich ganz dem synthetischen Klang kleiner, billiger Orgeln, wie man sie im Elektro-Fachhandel bekommt. Lo-Fi-Synth-Pop mit Texten über Spam-Mails (Penisverlängerung), alltägliche Eintönigkeiten (Anton) bis hin zu bisher unbesungenen Themen (Oliven und Schafkäse, Trivial Pursuit). Und natürlich Liebe.
The Multitouch Console - Reconstructing artefacts from the space station
Dabei handelt es sich um einen Workshop mit Mitgliedern der Berliner c-base Crew.
Seit mehr als zwölf Jahren graben diverse KünstlerInnencommunities, HackerInnen und allgemein Verrückte nach Artefakten der verunglückten Raumstation c-base und rekonstruieren diese. Das Team wird neueste Ergebnisse der archäologischen Arbeit präsentieren: die berühmte multi-touch Konsole MTC. Anhand des Beispiels MTC werden wir über den Prozess der Rekonstruktion, die entdeckten Technologien und mögliche zukünftige Ausgrabungen sprechen. Und dann gehts an die Arbeit. Es ist ja ein Workshop!
Einer der ganz Großen in der weltweiten HackerInnen-Szene ist der New Yorker Emmanuel Goldstein, der Herausgeber des 2600 Magazines und Veranstalter der HOPE-Konferenz. Und dieser beehrt das Paraflows-Festival um seinen Film "Freedom Downtime" zu präsentieren und anschließend mit dem geschätzten Publikum über die Frage zu diskutieren, was denn himmelherrgottnocheinmal mit dem Begriff der "Freiheit" los ist. Eine technologische Herangehensweise.
Circuit Bending ist der kreative Kurzschluss von elektronischen batteriebetriebenen Niederspannungstongeräten wie etwa Gitarreneffekte, Kinderspielzeuge und kleine Synthesizer um neue Musikinstrumente und Soundgeneratoren herzustellen. Das Hauptaugenmerk liegt auf Spontaneität und Zufall. Und es ist ein kreativer Heidenspaß. Jawohl!
Jörg Piringer wird uns in die schnell zu erklärenden Geheimnisse einweihen und dann gehts los.
Bitte eigene batteriebetriebene Musikinstrumente oder Videospiele mitnehmen!
Jason Brown aus Los Angeles ist ein Ambient Noisemaker, Konstellationsmanipulator und paranoider Historiograph. Und ein verdammt guter Performer. Er nimmt sich der paranoiden Maschinen an. Denn moderne Technomythologien gehen davon aus, dass mehr Informationen und mehr Verbindungen buchstäblich mehr Sinn ergeben. Das geht bis hin zum posthumanen Wunsch, das Fleisch völlig zu transzendieren und in reinen Code zu verwandeln. Aber noch ehe Porno und Spam aus der Verschleierung ein gewinnbringendes Geschäft gemacht haben waren die Geräusche und Fehler des Fleisches schon in den Code eingeflossen. Von den übernatürlichen Massenmorden, die die "Arts of Memory" hervorbrachten bis hin zu den Verschwörungstheorien von atomisierten Außerirdischen, die das Netz überziehen - die Informationstechnologie war schon immer paranoid.
Und all das wird anhand der gnostischen Allegorie des Disneyfilms aus dem Jahre 1983, Tron, erörtert werden.
Die Elektronikhacker vom Metalab lieben Dinge mit Blinkelichtern, was sich auch im Großteil der laufenden und vergangenen Projekte widerspiegelt. Sie werden eine Auswahl ihrer Projekte vorstellen und demonstrieren und sie gründlich in ihre technischen Einzelteile zerlegen.
Interesse an der "Large FPGA based LED matrix", dem "Metasign", der "DMX-based RGB ceiling illumination", der "LED wall clock" und dem Blinkerad? Hinkommen!
Seit 1998 beschäftigt sich "Das Gemüseorchester" auf der Basis von aus Gemüse gefertigten Instrumenten mit dem Zusammenspiel von organischer und elektronischer Klangerzeugung. Im Rahmen der Paraflows werden sie im
Gefechtsturm Arenbergpark ihr ein Konzert geben - und ihre Performancepraxis um eine Klanginstallation erweitern. Freut euch auf Gemüseautomaten und Gurken als tonhöhensteuernde Widerstande in einem Synthesizer.
Die monochrom'sche Talkshow "Taugshow" wird diesmal übernommen. Von außerösterreichischen revolutionären Kräften. Trotzdem aber wieder mit vielen Geeks, HerätikerInnen und anderen ZeitgenossInnen. Zum Beispiel die schon oben erwähnten Kollegen Goldstein und Brown.