Bemühen wir unser geistiges Auge und stellen uns einen Mittdreißiger namens Kai vor, der gerade in seiner 65m²-Neubauwohnung in Düsseldorf sitzt und auf seinem Küchentisch, der ursprünglich als Brückenschlag zwischen Funktionalität und Design konzeptioniert war, aber dann noch einfach nur hässlich geraten ist, sein Abendessen 'zubereitet', indem er Frühstücksflocken mit Haltbarmilch und Schokoladepulver arrangiert. Dabei hört er eine CD mit Fahrstuhljazz, die für ihn eine treffende Vortonung seines sogenannten 'Lebensgefühls' darstellt.
Als er gerade zu knuspern beginnt, läutet sein Handy. Am Apparat ist Alice, die einen mächtig schicken Laden als Kulisse für den heutigen Abend vorschlägt. Kai hätte tierisch Bock auf Alice, muss aber leider absagen, da er noch zu arbeiten hat. Er arbeitet nämlich bei der Agentur Grey als Werbetexter und darf durch seinen Hormonhaushalt den Auftrag seines Lebens nicht versemmeln, immerhin gilt es, einen international einsetzbaren Slogan für das Ruhrgebiet auszuhecken.
Nach zwei Stunden ist ihm immer noch nichts eingefallen. Beischlaf inspiriert, denkt sich Kai und ruft Alice an. Sie freut sich, dass er doch Zeit hat und lässt sich nach vier Mojitos bereits am Oberschenkel 'zufällig' berühren. Als Kai ein bisschen was 'von sich erzählt', erobert er endgültig ihr Herz, kein Wunder, denn aus seinem Beruf hat er viel Übung darin, Scheiße schönzureden. Sie gehen schließlich zu ihr und schustern bis zum Sonnenaufgang. Erst nach dem letzten Orgasmus fällt Kai wieder ein, dass er bereits an diesem Vormittag seinem Vorgesetzten den Vorschlag für den Ruhr-Spruch vorlegen muss und wundert sich weniger über Vorsilben als über seine eigene Disziplinlosigkeit.
Als er an die Tür des Chefs klopft, hat er immer noch keine brauchbare Idee. "So, Herr Brigge, nun lengse ma los!", lacht da der Chef. Kai ist verzweifelt und sagt einfach irgendwas: "Ähhh, ähhhhmmm: Hm. Was halten Sie von "Ruhr hoch n Team-Work-Capital" Capital mit C geschrieben."
Es kommt nicht, wie es kommen muss, sondern erstens völlig anders und zweitens als Kai denkt: Der Chef ist hellauf begeistert und küsst seine Füße.
Tatsächlich - Die Wahl fällt auf ebenjenen Wortkompost.
Einige Monate später wird darüber gelacht, geschimpft und gesungen:
Wien | 12.5.2008 | 18:00 
