Ich bin jung, sehe ansprechend aus und bin mit brauchbaren Talenten gesegnet. Was man mir aber nicht zugute halten kann, ist eine erkennbare Aktualität meiner Aufsätze. Auch dieser behandelt weder verhaftete Aktivisten, Entführungsopfer noch die Europameisterschaft.
Nun gut, ein kurzer Absatz zur Euro:
Ich sehe mir so viele Spiele wie möglich begeistert an, schätze aber mein durchaus vorhandenes Sachverständnis als nicht ausreichend ein, um meine Meinungen und Empfindungen zum Geschehen öffentlich argumentativ zu untermauern.
Sympathische Aussage.
Grundsätzlich empfinde ich die Euro wie eine Wohnungsparty, bei der man ins Bad gesperrt wurde und nichts dagegen hat. Heißt in diesem Fall: Ich verfolge das Geschehen auf meiner eigenen Wohnungsparty und meide die Menge. Nicht, weil das chic ist, sondern weil zu Hause das Bier billiger ist. Jedes Bierchen ein Pläsierchen. Auch nicht unsympathisch.
Sehr unsympathisch: Vermutungen hinsichtlich des Europameisters.
Ich tippe auch Spanien.
So. Sympathiebonus wieder futsch.
Aber das ist ja gar nicht das Thema. Es geht ja eigentlich um die komische Rampe.
Vorher aber noch eine nicht unwesentliche Frage: Was machen eigentlich stumme Raucher? Rauchen und schweigen, könnte man meinen.
Aber, anders gefragt: Vermindert die Zigarette in der Hand nicht die Deutlichkeit der Gebärdensprache? Oder ist es bei stummen Menschen umgekehrt wie bei zur Lautsprache befähigten Sterblichen? Dass sie nämlich durch eine sich während des Genusses im Mundwinkel befindliche Zigarette verständlicher statt undeutlicher artikulieren? Oder könnte man bei Gebärdensprache mit Rauchwerk vielleicht von einem für Minuten gesprochenen Dialekt sprechen bzw. gestikulieren? Und spricht man bei eloquenten Stummen bei einer gelungenen Wortwahl von einer netten Geste? Und was ist jetzt eigentlich mit der komischen Rampe? Oder doch noch ein kurzer, letzter Fußball-Exkurs?
Noch einmal Fußball?
Ja!
Nein!
Das ist der aktuelle Stand bei 10638 Stimmen:
Ja!
99% (10517)
Nein!
1% (121)
Wie sie wollen. Dann möchte ich kurz meinen Ärger über zwei Aussagen von Christoph Daum ausdrücken. Die erste betrifft seine Bestrebungen gegen gleichgeschlechtliche Bestrebungen, die er kürzlich zum Ausdruck brachte.
Mindestens ebenso schlecht war seine Rechtfertigung nach der daraus resultierenden Entrüstung: Natürlich kam von Daum das obligate Statement, das immer kommen muss, wenn jemandem Homophobie vorgeworfen wird:
Natürlich habe Daum in seinem Bekannten- und Freundeskreis mehrere Schwule, und das ist für ihn überhaupt kein Problem, nein, ganz im Gegenteil, das sind ja doch ganz normale Menschen.
Straches Freundeskreis besteht wahrscheinlich sowieso ausschließlich aus homosexuellen Menschen mit Migrationshintergrund im Rollstuhl, weil die ja so normal sind wie er.
Ich sage jetzt einfach mal: "Ich stehe Schwulen und Lesben wertneutral gegenüber, gebe mein Bestes für einen vernünftigen interkulturellen Austausch bar jeder Assimilation, rekrutiere aber meinen Freundeskreis rein zufällig aus Österreichern Mitte 20, die das andere Geschlecht bevorzugen."
Warum immer so durchschaubar lügen im Dienste der Imagekorrektur?
Und was ist jetzt eigentlich, und das fragt die Mehrzahl der Leser mittlerweile nicht mehr mit Neugier, sondern schon fast erbost, mit der komischen Rampe?
Schon gut:
Zwei empfehlenswerte Lebensabschnittsbekannte von mir leben in einer Wohngemeinschaft im neunten Bezirk, einen Katzenwurf von der Friedensbrücke entfernt. Gerne sitzen die beiden Girls mit dem Müßiggang nur bedingt abgeneigten Freunden am Balkon, stecken die Nase in den Wind und sehen bevorzugt auf die bright side of life. Breit ist auch die Palette an Themen, die auf den zwei Freiluft-Quadratmetern erörtert werden. Eines ist mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit immer dabei: Die komische Rampe.
Sollen andere über gendergerechte Fußgängerampelsymbole, den Sinn des Lebens oder Ivica Vastiv debattieren - Bei den nicht zu verachtenden Alsergrund-Ladies geht es stets um die komische Rampe, also um die Frage, wozu denn das Ding gut sein soll.
Die komische Rampe befindet sich gegenüber des Balkons am Dach des Umweltbundesamtes.
Ein zweites Foto hat eines der WG-Girls mit seinem Laptop gefertigt. Die Technik schreitet fort und ich hinke hinterher - Dass man mit Laptops Fotos machen kann, wusste ich wieder einmal nicht. Dass die Qualität so schlecht ist, hätte ich ebenfalls nicht vermutet:
Nun also meine Theorie:
Das Umweltbundesamt wollte dereinst eine große Kampagne starten, um die Verwendung von Trinkwasser für Toilettenspülungen anzuprangern. Gleichzeitig flatterte eine Studie ins sehr hässliche Haus, die besagte, dass man mit der Energie, die eine Wasserpumpe in einer Stunde braucht, Aids besiegen und China sprengen könnte. Also bauten die Leutchen vom Bundesamt eine sieben Quadratmeter große Rampe mit leichtem Gefälle nach innen auf ihr Dach. Mit dieser wollten sie demonstrieren, dass der durchschnittliche Niederschlag auf dieser Fläche reicht, um die Toilettenspülungen für ein Bürogebäude dieser Größe mit Wasser zu versorgen. Gleichzeitig ersparte man sich mit dem Tank auf dem Dach -etwas Tankähnliches befindet sich jedenfalls am Fuße der Rampe - eine Wasserpumpe.
Ich finde die Idee gut, deren Entwicklung mir wahrscheinlich mehr Zeit gekostet hat, als einfach beim Umweltbundesamt anzurufen. Aber die Spekulation ist schließlich eine tragende Säule des investigativen Journalismus.
Sie können nun gerne Ihre Rampen-Theorie posten. Wenn aber gerade ein EM-Spiel ist, sind Sie damit besser beraten.