Es ist der Reiz an der absoluten Reduktion. Sie kommen ohne Schaltung, Bremsen oder Federungen aus. Fixies sind Räder ohne Freilauf, also mit starrer Übersetzung und nur einem Gang. Eine Art Ur-Rad, denn als Pierre Michaux 1864 das Fahrrad erfunden hat, waren die Pedale auch direkt mit den Rädern verbunden.
Weniger geht nicht - mehr braucht man nicht.
Mit dieser Art von Nostalgie haben Fixies aber nichts zu tun. Viel mehr sind sie puristische Maschinen mit maximaler Funktionalität, die ihren Dienst in urbanen Radfahrerkreisen leisten. Ein Trend, der vor Jahren in der Kurierszene New Yorks die Runde machte und jetzt langsam auf den alten Kontinent schwappt. Das Rad ist bei den New Yorker Fahrradkurieren ein Arbeitsgerät. Alles, was gestohlen werden kann oder was gerne kaputt geht, wird einfach abmontiert.
Minimalisten
"Früher sind auch Rennradfahrer im Winter gerne auf Bahnräder umgestiegen. Es geht einfach weniger kaputt", erzählt Hannes, "Bahnräder sind auch Fixies." Er trifft sich zum Bier mit fünf, sechs anderen Fixed Gear-Bikern vor dem Flex am Wiener Donaukanal. Die Radschuhe, mit denen er sich an den Klickpedalen seines Fahrrads festmacht, klackern bei jedem Schritt am Asphalt. Sie lieben ihre Räder, die brav aufgefädelt am Geländer auf ihren Einsatz warten. Und das sieht man ihnen auch an. Die Trikots, die Kappen, die T-Shirts, alles Referenzen aus der Welt des Rad(sports), aber eben nur Referenzen die präzise in den urbanen Alltag der Fixiefahrerinnen und -fahrer integriert werden.
Hannes
"Fixiefahren ist eine völlig andere Art der Fortbewegung", sagt Hannes, "Durch die direkte Kraftübertragung ist es mehr wie Schwimmen. Da darf man auch nicht aufhören sich zu bewegen." Als ein Gleiten wird es oft beschrieben, bei dem man gleichzeitig den Verkehr beobachtet, seine Route plant und nie, wirklich niemals, zum Treten aufhört. Bremsen ist jedenfalls verschenkte Energie.
Alle Fotos: Daniel Müller
Die Bremsen fehlen gänzlich an Hannes Rad. "Ich hab' ja meine Beine", meint er dazu. Auf die Frage, wie lange der Bremsweg so sei, antwortet er mit "Ausweichweg". Am Lenker finden gerade mal zwei Hände Platz. "Schulterbreit, damit man gut zwischen den Autos durch kommt." Die Räder der Fixiefahrerinnen und -fahrer sind großteils liebevoll selbst gebaut. Naben mit verlängertem Flansch, pulverbeschichtete Lackierungen, filigranste Sättel und Felgen mit minimaler Speichenanzahl: Erst auf den zweiten Blick entdeckt man den eigentlichen Wert der Maschinen. Mit 500 Euro muss man bei einem neuen Fixie rechnen. Die Räder der Jungs haben aber ideellen Wert und können mit ihren feinen Komponenten auch gerne ein paar tausend Euro kosten. Die meisten sind gebraucht und einige Rahmen haben schon 20 Jahre oder mehr auf dem Buckel.
Bicycle Film Festival
So richtig verstehen kann man die "größte urbane Kultur der Welt" wie Brendt Barbur sie nennt nur, wenn man Teil von ihnen ist. Er ist Kurator des internationalen Bicylcefilmfestivals 2008 im Rahmen dessen der erste österreichische Fixie Film Wien Fixiert präsentiert wird. Das Festival läuft von 9. bis 12. Oktober und neben Filmen rund ums Rad gibt's auch jede Menge Events rund ums Rad. Trackstand zum Beispiel, ein Fixed Gear-Event, bei dem man möglichst lange am Rad steht oder rückwärts fährt. Das können sie nämlich auch - die Fixies.
Mehr über Fixed Gear Bicycles gibt's heute, Donnerstag, in FM4 Connected zu hören.