"'Ja, a Kontroll' muss halt sein,
sonst gibt's kein' Kredit!'
So hab'n s' g'sagt,
doch sie wer'n mit uns anders noch quitt.
Was ein richtiges Schaf is,
gibt auch so seine Woll':
Jetzt krieg'n ma an' Dreck
und dazu a Kontroll'!"
Bei diesen Zeilen geht doch dem härtesten Felsbrocken das Herz auf. Ich sage es dir, es war derartig herzig! Meine zauberhafte Gattin Ilse und ich hatten gestern Abend das Vergnügen, unsere 9-jährige Nichte, die Franzi als Schustergesell Knieriem in einer Schulaufführung von 'Der böse Geist Lumpazivagabundus' zu erleben. Erst war man ja skeptisch wegen dem neuen Lehrer, dem Mag. Humbert, weil er schon so oft die Schule gewechselt hat. Aber was er da auf die Bühne gezaubert hat, kann man selbst mit "beachtlich" oder gar "entzückend" nur unzureichend beschreiben: Nestroys etwas angestaubter Stoff von Neid und Gier sehr kunstvoll zum Steppvarieté umarrangiert und verlegt in das futuristische Las Vegas des Jahres 2040. Und mittendrin unsere kleine Franzi, die es so schwer gehabt hat in den letzten Jahren. Endlich hat sie richtige Freunde gefunden.
Diwan
Nach dem Theater in der Pizzeria, dürfte dein Ombudsmann allerdings zu fett gegessen haben. Die Träume dieser Nacht waren äußerst absurd und verstörend.
Ich liege weit ausgestreckt auf einem fernöstlich anmutenden Diwan. Je möglicher mir der Genuss der Berührung meiner Haut mit dem samtenen Bezug der Liegestatt wird, desto deutlicher bemerke ich, dass ich exakt 7 Millimeter über dem Stoff schwebe, was ich mehrmals nachmesse. Ein frecher Frosch erscheint. Seine Farbe wechselt in wellenförmig aufbrandender und dann wieder abbebbender Rasanz zwischen grau und diversen Schattierungen von Neonpink. Erst ist er winzigklein, doch bald schon beginnt er kontinuierlich zu wachsen, indem er nämlich seine tiefschwarze Zunge wieder und wieder in den angesprochenen Zwischenraum von 7 Millimetern schnellen lässt und sich Kraft dessen, was er dort findet aufpumpt. Kurz bevor seine Zunge an Umfang derart zugelegt hat, dass ich fürchten muss, bei ihrem nächsten Hervorschnellen selbst verschluckt zu werden, erkundige ich mich freundlich, ob der Frosch nicht eventuell bereits groß genug sei. Anstelle einer Antwort werde ich von dem Untier so unerbittlich angerülpst, dass mir die Haare zu Berge stehen.
(Hier wendet sich der Traum kurz einem Nebenstrang zu, den ich aus Rücksicht auf meine Ilse, ihre Mutter und letztendlich mich selbst nicht veröffentlichen will.)
Frosch
Als ich mich vollständig bekleidet habe, bemerke ich, dass der Frosch ein Fernsehgerät ausgespuckt hat, und ich mit der äußeren Augenhaut beinahe den Bildschirm berührend davorsitze, wobei die Augäpfel sich offensichtlich vom Rest des Körpers gelöst haben und nunmehr von einer nervösen Kälte langsam ausgetrocknet werden. Indem ich all meine Konzentration zusammennehme, kann ich mir die bunten Pixel zu der Sendung 'Help TV' zusammenreimen, wobei die Präsentatorin nur an ihrem unverwechselbaren Schmunzeln zu erkennen ist, das als einziges aus einem weinroten Ganzkörperlatexanzug hervorblinkt. Sie lässt ihre meterlange Peitsche mehrmals lautstark zu Boden fahren und erklärt einer siebenköpfigen Familie, sie sei selbst Schuld an der Misere mit den steigenden Mietpreisen und sie könnte sich nicht länger weinerlich auf Hilfe von außen verlassen. Die Szenerie ist mir spürbar gleichgültig. Ich blinzle. Die strenge Moderatorin verkündet, dass die Logistik der Hilfsorganisation 'Nachbar in Not' von nun an einer mobilen Eingreiftruppe zur Verfügung gestellt werde. Erste Designs für die Uniformen lägen bereits vor. Ich fühle mich zunehmend gelangweilt. Jetzt erst bemerke ich, dass Weihnachten ist. 'Licht ins Dunkel' präsentiert einen neuen Spendenrekord. Das Geld wird allerdings nur solchen Organisationen zugute kommen, die stichhaltig nachweisen können, dass sie das Problem, um das sie sich kümmern demnächst endgültig gelöst haben.
Die Moderatorin zieht in zackigem Stechschritt an kilometerlangen Reihen von Spendentelefonen vorbei. An den Apparaten sitzen jeweils linke und rechte Hälften goldbraun gebackener, saftiger Brathühner, flankiert von pausbäckigen Grundwehrdienern. Im Interview erklärt ein linkes, halbes Brathuhn ungerührt: "Unsere Arbeit ist erst getan, wenn wir nicht mehr nötig sind."
Spiegelbild
An dieser Stelle bin ich aufgewacht. Allerdings nicht, wie man vermuten könnte, aufgebracht, sondern völlig apathisch, gleichwohl dennoch schweißgebadet. Von der eigenen Ungerührtheit verunsichert habe ich mich ins Badezimmer bewegt, wo ich, kaum, dass ich das Licht aufgedreht habe, derart vor meinem Spiegelbild erschrocken bin, dass ich beruhigt in die Arbeit fahren konnte.
Für Deutungen meines Traumes wäre ich dir sehr verbunden. Im Gegenzug darf ich erneut auf ombudsmann.fm4@orf.at verweisen, wo deine Fragen und Empfindlichkeiten gern gesehene Gäste sind.
Mit den besten Wünschen für ein liderliches Wochenende verbleibt,