Die Band hat tatsächlich gleich mit ihrem Hit losgelegt. 1:1 das Telefon-Freizeichen, dann die Drummachine synchron zur ersten Textzeile und los: "Walk you to the counter ...". Drängen, Quetschen, Sichtkontaktkampf.
2005 waren die Kills schon mal im Flex. "No Wow" im Gepäck, Scout Niblett als Support-Act. Im Lokal - so wurde mir erzählt - waren damals längst nicht so viele Menschen, wie gestern Nacht. Ausverkauft war das Kills-Gastspiel. Totally. Seit Erscheinen von "Midnight Boom" vor einigen Wochen ist der spärlich reduzierte Rock'n'Roll-Sound common sense geworden. Blues ist die Wurzel all(t)en Gutes. YES! Zweistimmig miteinander korrespondierender Gesang ("A little tornado. A little hurricano ...") ist schon immer eindringlicher gewesen als Einzelstimme(n).
Like a lost idea under lightbulb sun
Dass Alison Mosshart auf den ersten Blick (frisurentechnisch) Egovertuschung betreibt und Jamie Hince auf den zweiten Blick doch eher wie Lou Reed und nicht Serge Gainsbourg aussieht, macht die beiden zum perfekten Aushängeschild einer neuen - nennen wir es - Unterkühltheit. It's been a long time coming: Die Drummachine stimmt mir im Takt zu. Denn ...
What music used to be
... The Kills agieren unter Hochspannung und wortlos. Ein Song folgt auf den nächsten: "Last Day Of Magic" (eine Spur ernster als hier dargeboten) vom neuen Album, dann "Kissy Kissy" vom Debüt "Keep On Your Mean Side" und mit "Good Ones" schummelt sich wieder ein Hit-Höhepunkt auf die Setlist der beiden. Nein, nicht schummelt: Reiht sich nahtlos ein. Aber ...
Fried my little brains
Die Stärke der Band oder der Musik führt Jamie Hince gerne auf den Glauben zurück, dass Kunst etwas ist, das gelebt und nicht "nur erledigt oder getan" werden muss. Musik als existenzialistischer Katalysator. Was sich wie eine schlüssige Erklärung liest, schaut auf Bühne leicht theatralisch bzw. überdramatisiert aus.
Für jemanden, der mit Reduktion arbeitet, eine interessante Leistung. Das empfindsame Besingen und öffentliche Nacherleben dieser persönlichen Rock'n'Roll-Dringlichkeiten verliert live irgendwie seinen Glanz, seinen Reiz. Und ich mein Interesse.
Dieser Überdruck in den Beinen, dieser Überpathos in den Gesichtern, wirkt wie eine Schablone. Aber leider nicht dieselbe Schablone, die sich mir beim Hören der Alben vor das Sichtorgan drängt.
In diesem Sinne: Großartiges Album. Anhören! Ansehen: in drei Jahren dann wieder.
Wait: Tell me what I missed. Write it on the rocks and then: Tell me how it is.