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Berlin | 25.10.2008 | 15:11 
Aus dem Leben der Lo-Fi Boheme

LisaRank, Sonja, Marc

 
 
Nico & Romy
  Christiane Rösinger ist Musikerin ("Lassie Singers", "Britta"), Songschreiberin und Autorin und lebt in Berlin. Sie schreibt eine wöchentliche Kolumne über ihren Alltag.


Der 70. Geburtstag Romy Schneiders wurde ja bereits im September ausgiebig gefeiert, ihre Filme liefen im Fernsehen, im Feuilleton stapelten sich die Nachrufe.
Nur drei Wochen später als Romy, am 16. Oktober im gleichen Jahr -1938- wurde Christa Päffgen in Köln geboren, als Nico ist sie in die Geschichte eingegangen. Nico, das Chanel-Modell, die Fellini-Schauspielerin, die Muse von Andy Warhol, die große Süchtige und Liebhaberin vieler Drogen- und Musikexperten - Jim Morrison, Brian Jones, Iggy Pop, Lou Reed. Drei Songs auf einer Velvet-Underground-Platte reichten, um sie zur Legende zu machen. Der tiefe, leicht schiefe Gesang, der schwere deutsche Akzent, diese seltsam starre Ungerührtheit. Morrissey verglich einst Nicos Stimme mit dem Sound eines Körpers, der aus dem Fenster geworfen wird, vollkommen ohne Hoffnung in dieser, der nächsten oder einer früheren Welt.
 
 
 
 
 
  Aber Nico und Romy Schneider verbindet mehr als das gemeinsame Geburtsjahr. Beide Stars starben früh, wurden zu Ikonen, hatten wenig Talent zu glücklichen Beziehungen dafür aber einen Hang zu chemischen Substanzen.
Die Berliner Stadtzeitschrift "tip" schrieb zum Nico-Gedenken über die beiden 70jährigen:
"Sie wurden beide kurz vor dem 2. Weltkrieg geboren, wuchsen in der tristen Nachkriegswelt auf, die so stark im Kontrast zu ihrer eigenen Schönheit stand, dass sie daran zerreißen mussten."

Die Kontrast-These ist allerdings gewagt. Überträgt man sie auf heutige weibliche Popstars, würde dann nicht auch Paris Hilton an der Einfachheit ihres Gemüts in unseren komplexen Zeiten zerbrechen? Oder Madonna an dem Widerspruch zwischen ihrer eignen Geschäfttüchtigkeit und der Krise des Kapitalismus zu Grunde gehen?

 
 
  Einzig Amy Winehouse könnte vielleicht in Nicos Fussstapfen treten - die notwendigen Voraussetzungen Schönheit, Talent und Drogenkaputtheit sind gegeben. Aber Amy bewegt sich doch schon zu sehr Richtung Skandalnudel, um eine echte Underground-Legende zu werden.
Andererseits - kann es überhaupt noch Subkultur-Ikonen wie Nico geben, wenn es keine Subkultur mehr gibt?
 
 
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