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Wien | 7.7.2008 | 18:30 
Über Facetten elektronischer Musik von Marseille bis Paris und New York bis Tokyo.

Burstup, Enes

 
 
Feel like I feel
  Während ich diese Zeilen schreibe liege ich auf einer Wiese und beobachte einen Schmetterling wie er sich die schönste aller Blumen auszusuchen scheint. Im Ohr ein Stück namens "Listen", am Rücken Gänsehaut. Nein keine Sorge, was sich irgendwie anhört wie ein Klischee aus der Hippiekultur ist weit mehr als das. Eher das genaue Gegenteil davon. Nicht aus der Realität flüchten sondern diese ganz intensiv wahrnehmen. Blumen im Herzen und nicht in den Haaren. Das großartige Album "Listen of" von Paul Bryan, aus dem Jahre 1973 wurde nun vom Sonarkollektiv wiederveröffentlicht.
 
 
  Paul Bryan heißt in Wirklichkeit Sérgio Sá, ein in Brasilien damals umtriebiger Komponist, Arrangeur und Produzent, der in seinem Studio mit Leuten wie Gilberto Gil, Roberto Carlos, Hermeto Paschoal später in den USA auch mit Stevie Wonder zusammengearbeitet hat. Von Geburt an blind brachte er sich das Klavierspielen nach Gehör bei. In seinem Buch "Close your eyes to see better" beschreibt er neue Wege des Sehens, Fühlens und Hörens. 1973 lud die Plattenfirma Top Tape Sérgio Sá ein, einem Team von Komponisten beizutreten, dass zu jener Zeit Musik für Seifenopern schrieb. Ein in Brasilien recht einträgliches Geschäft.

 
 
  Kurz darauf erhielt er den Auftrag, ein englisch-sprachiges Folk Album zu produzieren. Das Alias Paul Bryan war geboren. Mit 150.000 verkauften Tonträgern allein in Brasilien kam es zu einem überwältigenden Erfolg. Das Stück "Listen" stürmte die brasilianischen Charts. Eine unglaubliche Atmosphäre bei diesem Stück. Gitarre, Klavier, Streicher und eine zerbrechliche Stimme, die dich in eine Art Rausch versetzen. Du möchtest am liebsten auf den alten Roller springen, eine Küste entlang fahren, den Asphalt vor dir schmelzen sehen und dieses Lied immer und immer wieder hören. Und Astrud Gilberto hinten drauf? Ja ja, so einfach kann das sein...

 
 
  Jazzanovas Jürgen von Knoblauch war es, der vor 10 Jahren diese Platte entdeckte. Der einzigen Vorwurf, den man ihm vielleicht machen könnte, wäre, dass es so lange gedauert hat bis dieser Schatz auch für die musikbegeisterte Gruppe der Musikconnaisseure in Europa zu hören war. Denn außerhalb Brasiliens ist diese PLatte äußerst rar geworden. Die Stücke "Like a rainy night" und "Windows" gabs schon als Singleauskopplung in digitaler Form. Da begann ich, als heimlicher Folk-Fan, schon mit der Zunge zu schnalzen.
Jetzt also das gesamte Album, remastered und im Originalcover. Danke Sonarkollektiv!

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  Paul Bryan - Listen of
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