fm4.ORF.at ORF.at login
StreamPodcastsMail an FM4
zurück zur TitelseiteSOUNDPARK - Your Place for Homegrown MusicSTATION - alles rund um den RadiosendernotesCHAT
Wien | 22.8.2008 | 20:20 
Über Facetten elektronischer Musik von Marseille bis Paris und New York bis Tokyo.

Burstup, Enes

 
 
Golden years in the Wilderness
  Das Sommerloch hat jedes Jahr die gleichen Symptome: Im Juni beginnt langsam die News-Liste der Plattenvertriebe kürzer zu werden, im Juli sind es wenige Namen und im August wird gar keine Liste mehr verschickt. Produzenten, A&Rs, DJs, alle verweilen sie jetzt auf Inseln oder touren von Festival zu Festival. Oder sie machen Urlaub. Mit der Familie auf dem Land, die schmutzigen dunklen Clubs auf Winter verschoben. Ben Watt ist da keine Ausnahme.
 
 
 
  Der erzsympathische Labelchef des famosen Buzzin Fly-Labels hat zwar seine Residenz auf der Partyinsel, wo Flip Flops Havaianas sind und Kaffetrinken "Chill Out" genannt wird. Aber Ibiza lässt er im Sommer für Familie gern zur Notwendigkeit verkommen. Im großen Landhaus in England, wo er mit Frau Tracey Thorn (mit der er seinerzeit als Everything But The Girl die Crats stürmte), Kindern und Kollegen seine ganz eigene Ferieninsel hat. Er kennt sich aus im Business wie wenige andere. Er macht nicht dieselben Fehler und will sich ständig neu erfinden. Er schafft es, mit dem meiner Meinung nach besten Grafikkonzept eines elektronischen Plattenlabels seit nunmehr fünf Jahren, immer wieder zu begeistern. Und er bringt just in diesem Sommerloch seine Geburtstags CD heraus. "The Golden Years Of Wilderness".

 
 
Herr der Fliegen
  Letztens sah ich im bayerischen Rundfunk einen Konzertmitschnitt von Everything but the Girl aus den frühen Neunzigern. Großartig zu sehen, wie wenig begeistert Ben Watt da hinter den Keyboards steht und schon damals gewusst hat, "so etwas mache ich nicht lange". Mit dem gewonnenem Geld und einer Menge Pop-Business Erfahrung stampfte er das Label Buzzin Fly aus dem Boden. Der Herr der Fliegen ist an einem Punkt angelangt, wo es nur mehr ein Nach Vorne gibt. Und das mit einer Menge Stil.

 
 
  Mit einer unglaublichen Selbstverständlichkeit wird Release um Release rausgehauen, als hätte die Musikindustrie noch nie Probleme gehabt. Die Platte ist schon lange keine Geldeinnahmequelle mehr, sondern eine etwas schönere Visitenkarte, mehr nicht. Diese verteilt Watt auf vorbildliche Art und Weise. Nun mag man nicht jeden Release als das Gelbe vom Ei ansehen, sondern oft als klassische DJ-Werkzeuge. Es erinnert mich an das Label F-Communications, das vor allem durch ihre fabelhafte Labelpolitik seinerzeit mein absolutes Lieblingslabel war. Auch Buzzin' Fly umgibt dieses gewisse Etwas. Die Tracks, die nachhaltig in Erinnerung bleiben, bleiben es für immer. Und die bringt Ben Watt alljährlich in einer Leistungsschau heraus - die Highlights der Label History. So auch dieses Mal.

 
 
  Einmal mehr muss ich sagen, dass das Stück "The Sad Piano" von Justin Martin im Remix von Charles Webster vermutlich eine der besten Housenummern überhaupt darstellt, und es fast schon dekadent ist, diese Nummer nicht in hunderttausendfacher Ausführung auf einem der großen Dancelabels vorgefunden zu haben. Ich werde diese Platte noch jahrelang auflegen, und sie wird dann immer noch die Tanzfläche füllen. Ich finde fast unheimlich, welcher Rotz als Clubhits verkauft werden, wo doch solche Schätze beinahe untergehen. Ben Watt selbst ist mit dem famosen "Lone Cat" und dem Oldschool-Superburner "Pop A Cap In Yo Ass" mit einer Dame Namens Estelle am Mikrophon. Ohne American Boy, aber mit viel Cockney Englisch ausgestattet. Natürlich auch dabei: Die Lyoner Manoo & Francois A mit dem Stück "Traffic".

fm4 links
  "5 Golden Years In The Wilderness" erscheint auf

Buzzin Fly Records
   
 
back
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick