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Wien | 24.10.2008 | 14:59 
Über Facetten elektronischer Musik von Marseille bis Paris und New York bis Tokyo.

Burstup, Enes

 
 
Dynamischer Sound
  Das Thema Coverversionen lässt bei mir immer eine gewisse Vorsicht aufkommen. Oft bleibt es bei einer Kopie, die mit Tintenstrahldrucker ausgedruckt wurde und durch den Regen getragen wurde. Übrig bleiben hippieske Flecken, die nichts zu bedeuten haben. Gute Beispiele gibt es natürlich in Fällen, wo ins Original ein Musikstil hineininterpretiert wurde, wie etwa bei Senor Coconut oder Nouvelle Vague. Genau die Mitte zu treffen haben bisher ganz wenige geschafft. Den Weg des Reggae zu gehen ist nicht leicht und verlangt nach Überzeugungskraft in der Umsetzung. Und ganz genau das ist den wunderbaren Dynamics auf geniale Art und Weise gelungen. Auf den Pfaden einer 60s Kapelle aus Jamaica mit einer kräftigen Portion Rocksteady und Ska begeistern sie mit ihrem, im letzten Jahr erschienenen Album "Version Excursions".
 
 
  Zuerst waren es die 7 inches auf dem Label Big Single, die von Beginn an klar machten, worum es geht. Die Interpretation von Curtis Mayfields "Move on up" war bei Weitem keine leichte Aufgabe und hätte auch total nach hinten losgehen können. Betrachtet man die Hintergründe etwas genauer und sieht man den Leadsänger der Truppe, Eric Dupperay, der seinerzeit unter seinem Künstlernamen Mr. Day zusammen mit Pascal Rioux auf Rotax Rec. (Thema meiner allerersten Story auf fm4.orf.at) die europäische Houseszene um den besten Soulact erweitert hatte, so wird man eines besseren belehrt. Er, der sich tagelang einsperrte als Mayfield starb, sich als der größte Fan bezeichnet und seine Stimme nach dem großen Vorbild schulte und ihm sogar einen Tribute Song widmete - er hat genug Respekt, um es ernst zu meinen. Auf der B-Seite der allerersten Single gibt es noch die eingängige Version von "Seven Nation Army", die so interpretiert auch wieder nachgehört werden kann, ohne dass man sofort daran denken muss, dass Hooligans all over the World mit Bier in der Hand den White Stripes Klassiker rumgröhlen.

 
 
  Bis auf eine Ausnahme, der Version von Madonnas "Music", sind alle Big-Single-Veröffentlichungen auf "Version Excursions" verteten. "Land of 1000 Dances" im Ska-Gerüst, "Miss you" von den Rolling Stones oder der Clarence Reid Klassiker "90% of me is you", das alles ist leidenschaftlich neu interpretiert. Einer von vielen Highlights ist für mich das Cover von Prince "Girls & Boys", welches sich so unglaublich angenehm daherschleicht, dass dem guten Prince Rogers Nelson die Augen funkeln. Scratches da, Bleeps dort. Großartig! "Brothers on the Slide" im Original von Cymande, kam zuerst als Cover Version von Patchworks Ginger Xpress auf Still Music Chicago heraus. Sozusagen eine Coverversion der Coverversion.

 
 
  Es bleibt in der Familie. Patchworks, das andere Ich des Bandleaders Bruno Hovart, der zusammen mit dem Ginger Express Partner Eric Dupperay, Sandra Mandengué und Stevie Levi aus dem beschaulichen Lyon heraus die Welt glücklicher macht. Allen Miesepetern und Experten, die ein grundsätzliches Problem mit Coverversionen haben zum Trotz, ist dieses Album nach wie vor mehr als Balsam für den Körper, der den herannahenden Winter zu spüren scheint. Das neue Album ist bereits in den Startlöchern. Und dort gibts eigenes Material. Die ausgedehnten Touren und der weltweite Erfolg, vor allem in Japan, verschieben dieses allerdings noch ein wenig.

 
 
The Dynamics - LIVE
  zusammen mit 7 Samurai beim Club New Amsterdam am Samstag in der Roten Bar/Volkstheater.
 
 
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